Franz Josef Land
Tromsö - Murmansk - Weißes Meer - Nowaja Semlia - Kap Tschluskin - Franz Josef Land - Nordkap - Tromsö
Eine unglaublich abwechslungsreiche und faszinierende Reise. Die Eindrücke konnten unterschiedlicher kaum sein.
Mittwoch, 25. Juli
Nach einem Zwischenstopp in Hannover geht es am Vormittag mit einem Sonderflug nach Tromsö. So heiß es auch in Hannover war, hier erwarten uns Regen und herrliche 13°C. Was für eine Wohltat!
Der Regen enttäuscht mich zwar etwas, aber dadurch komme ich zu äußerst interessanten Fotos während unserer kurzen Stadtrundfahrt mit dem Bus.
Gegen Abend laufen wir mit der MS Bremen Richtung Norden aus. Für mich ist dies immer wieder ein bewegender Moment. Wie wird die Reise ablaufen? Wird uns das Wetter gewogen sein? Wie sind die Mitreisenden? Mit Premierengästen, und diese Fahrt ist eine Prämiere, habe ich schon recht schlechte Erfahrungen gemacht - Egal! - Es ist spannend, also genau nach meinem Geschmack.
Donnerstag, 26. Juli
Die Überfahrt war etwas ruppig. Mir fehlt natürlich noch die Abhärtung, was den Seegang betrifft. Aber das wird sich bald legen. In der Früh legen wir in Hammerfest an. Dieser Ort hat schon immer eine wichtige Rolle als Ausrüster für diverse arktische Expeditionen gespielt.
Auf einer vorgelagerten Insel befindet sich die größte Gasverflüssigungsanlage Europas. Ein riesiger Komplex an Leitungen, Rohren und Tanks überzieht die Insel.
Als wir Land gehen können, habe ich Zeit für einen kleinen Rundgang durch den Ort. Ganz Hammerfest scheint im Zeichen des Eisbären zu stehen. Er kommt im Wappen vor, auch eine Laube ist ihm gewidmet. Selbst das Rathaus erreicht man nur durch einen Torbogen, den zwei Eisbären flankieren.
Auch der weltberühmte „Isbjörnklubben“ der Eisbärklub hat hier seinen Sitz.
Anschließend wandern wir entlang des sogenannten Gammelwegs auf den „Berg“ Salen, um einen ersten Eindruck von Tundra zu bekommen. Die Ausführungen der Biologen, die uns begleiten, sind ja wirklich interessant. Die eigentliche Faszination aber üben der herrliche Ausblick aufs Meer und die fesselnden Lichtspiele auf mich aus.
Wieder zurück, besuche ich das Eisbärzentrum mit dem Museum und trete dem „Isbjörnklubben“ bei. Dieser Klub hat ca. 200.000 Mitglieder, unter denen sich auch viele Berühmtheiten wie zum Beispiel der norwegische König befinden.
Mit dem Mitgliedsbeitrag, den man einmal entrichtet, werden Schutzprojekte für dieses herrliche, leider aber auch gefährdete Tier finanziert.
Freitag, 27. Juli
Kurs Murmansk. In der Nacht wurden die Uhren um 1 Stunde vorgestellt, am Nachmittag dann noch einmal, um auf Murmansk-Zeit zu kommen.
Die Fahrt durch den Fjord ist zeitweise recht beklemmend. Zu beiden Seiten liegen am Ufer mehr oder weniger desolate Schiffe und Wracks.
In den Siedlungen, an denen wir vorbeikommen, dominieren die deutlich ramponierten Plattenbauten. Ob es nur am Wetter liegt, dass sie so düster wirken?
Als nächstes überraschen uns jede Menge stillgelegte, ehemals Atom betriebene, Schiffe und Eisbrecher, die unübersehbar vor sich hin rotten.
Als wir in Murmansk ankommen, präsentiert sich diese Industriestadt ebenso düster, wie fast alles, was wir davor zu Gesicht bekommen haben.
Doch plötzlich bricht die Abendsonne durch -
und Murmansk beginnt zu lächeln...
Samstag, 28. Juli
Als wir auslaufen, ist es knapp nach Mitternacht. Wir sind inzwischen schon wieder so weit südlich, dass die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, was den Lichtstimmungen aber keinen Abbruch tut.
Erst um 2 Uhr früh lässt die Sonne sich wieder blicken...
Tagsüber fahren wir weiter nach Süden ins Weiße Meer. Die beiden Klosterinseln Solowetski und Anserski werden morgen unser nächstes Ziel sein.
Der Tag endet wie er begonnen hat,
mit einem wunderschönen Lichtspektakel!
Sonntag, 29. Juli
Bei herrlichem Wetter steuern wir auf die flache Solowetzki-Insel zu. Von weitem ist schon die Silhouette des riesigen Kloster-Komplexes zu sehen. Die Ansteuerung zu der schmalen und kurzen Pier ist eine echte Herausforderung. Das Fahrwasser ist eng und links und rechts davon schauen sofort Riffe aus dem Wasser. An der Pier muss jeder Zentimeter ausgenützt werden, weil die Bremen um einiges länger ist und der Wind auch noch ungünstig steht. Trotzdem verläuft alles perfekt.
Mit großem Aufwand werden hier Renovierungsarbeiten durchgeführt.
Überall stehen Baugerüste herum, den Kirchturm kann man fast gar nicht mehr als solchen erkennen.
Zu Sowjetzeiten war dieses Kloster aufgelöst worden und als Arbeitslager für politische Häftlinge gefürchtet. Tausende starben an den brutalen Arbeitsbedingung und den verheerenden hygienischen Bedingungen. Durch Alexander Solschenyzins Buch „Archipel Gulag“ erlangte diese Insel traurige Berühmtheit.
Heutzutage wird das Kloster wieder als solches genützt und ist inzwischen ein kulturelles Schatzkästchen geworden.
Weiter geht es zur Anserski Insel. Sie ist ebenfalls eine Klosterinsel. Hier gibt es aber keine Pier und da das Wasser um die Insel sehr flach ist, muss die Bremen recht weit vor der Insel „parken“.
Nach einer relativ langen Zodiac-Fahrt geht es durch typische Taiga zum Kloster, das auf einer kleinen Anhöhe steht.
Auch hier ist vieles schon renoviert oder es wird gerade daran gearbeitet. Die restaurierten Schätze sind beeindruckend. Wertvolle Bilder, Statuen und goldene Kirchenutensilien kann man hier bestaunen.
Sehr bewusst spaziere ich durch die unberührte und zum Teil recht dichte Taiga zurück zur Landestelle. Ab jetzt werden wir keine Bäume mehr zu sehen bekommen - bis wir wieder nach Murmansk zurückgekehrt sind...
Dienstag, 31. Juli
Seit Anserski heißt die Generalrichtung Nord. Bugrino, unser nächstes Ziel, ist eine kleine Siedlung auf der nur 4m hohen Kolgujew-Insel. Der Anlandung geht eine 20 minütige Zodiac-Fahrt voraus. Auch hier ist das Meer sehr seicht, die Bremen musste wieder weit vor der Insel den Anker werfen. Da das Wasser aber glatt ist, ist das kein Thema. Eher Thema ist für mich wieder einmal die Tristes dieses Ortes. Die ca. 400 Rentier-Züchter, die hier leben, zogen früher mit ihren Herden mit. Zu Sowjetzeiten mussten sie ihr Nomaden-Leben aufgeben und wurden hier angesiedelt.
Die halbverfallenen Bretterbuden, verwittert und grau passen zum bedeckten Himmel. Schnell fühle ich mich unwohl. Alle Wege durch das Dorf sind Stege über morastigem Untergrund, damit man ihm aufgetauten Permafrost nicht versinkt. Im Westteil des Dorfes sind dieHäuser in einem besseren Zustand und die Leute
auch offener und freundlicher. Sie zeigen uns ihre Hunde und Katzen, lassen sich fotografieren.
Rentiere haben wir leider keine gesehen. Die sind angeblich am anderenEnde der nicht gerade kleinen Insel. Lediglich die leeren Pferche, die für dieZählungen der Tiere gebraucht werden,stehen da.
Zu Mittag fahren wir weiter nach NowajaSemlja. Nur 4m Wasser sind unter dem Kiel der Bremen. Mit „Langsamstfahrt“ schleichen wir uns aus der flachen Lagune hinaus.
Donnerstag, 2. August
Fast zwei Tage sind inzwischen vergangen. Novaja Semlja liegt schon seit vielen Stunden an Steuerbord, aber auf der Insel sind riesige Gebiete als Sperrzone ausgewiesen. Daher mussten wir uns bis jetzt mindestens 36 km von der Küste fernhalten. Schließlich war der Südteil der Insel in den 50er und 60er Jahren Ziel überirdischer Atombombentests.
Nun endlich dürfen wir auf Tuchfühlung mit der Insel gehen. Leider verläuft die Annäherung an die Küste unspektakulär. Die Sicht ist so schlecht, dass wir von dessen Verlauf fast nichts sehen.
Wir fahren in die Inostrantsewa Bucht. Dort aber sind die Gletscher kaum auszumachen und verschwinden immer wieder fast zur Gänze hinter Regenschauern.
Freitag, 3. Juli
Am Vormittag steht ein Besuch auf der Polarstation am Kap Zhelaniya an der Nordspitze von Nowaja Semlja am Programm. Dort sind 6 Leute den Sommer über damit beschäftigt, außer zu forschen auch die verrotteten Armee-Bestände aus dem kalten Krieg zum Abtransport zusammen zu sammeln.
Die Anlandung am Kiesstrand ist einfach; keine Brandung, keine Probleme. Wir werden in drei Gruppen eingeteilt. Ich gehe zum Vogelfelsen mit. Fotografierender weise spaziere ich zwischen all diesen bedrückenden Kriegsrelikten zum Kap.
Dort steht ein Bretterverschlag, der sich Leuchtturm nennt. Auf den klettere ich. Komische Betriebszeiten hat er. Im Sommer ist er gar nicht in Betrieb, im Winter dafür rund um die Uhr.
Herrlich weit kann man von hier aus sehen.
Wieder am Boden gehe ich zu den steil abfallenden Vogelfelsen. Dreizehen-Möwen und Gryllteisten brüten hier. Alte Wehrstollen, halb eingestürzt, stellen sich mir in den Weg - ja, und jede Menge anderes Kriegsgerümpel.
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Nächster Programmpunkt: Oranskie-Inseln:
Dort gibt es riesige Vogelkolonien in den senkrechten Felswänden und Walrosse zu beobachten.
Als wir dort ankommen hat sich eine unangenehme Dünung aufgebaut, die die Zodiacs an der Seitenpforte auf und ab tanzen lassen. Trotzdem fahren wir zu den Tieren hinaus. Staunen auf beiden Seiten. Kurios zu beobachten, wie die Walrosse zwischen Neugier und Vorsicht hin und her gerissen werden.
Schwimmen näher, um dann mit wildem Getöse wieder abzuhauen, um wieder näher zu kommen...
Sonntag, 5. August
Wie sich in den zwei Tagen die Szenerie doch verändert hat. In der Nacht habe ich die ersten Eisbrocken im Wasser gesehen. Jetzt, in der Früh beherrscht das Eis das Meer. Wir sind am Kap Tscheljuskin, dem Nadelöhr der Nordost-Passage. Dieses Nadelöhr bekommen auch wir zu spüren. Unser Ziel, Severnaja Semlja ist auf Grund des vielen Eises nicht erreichbar.
Pläne werden umgeworfen und neu geschmiedet. Dann steht es fest: Wir bleiben heute im Eis vor Kap Tscheljuskin und hängen den gewonnenen Tag an, wenn wir im Franz Josef Land sind.
Eine gute Entscheidung, wie sich im Laufe des Tages herausstellt. Außer dem Prachtwetter bekommen wir mehrere Eisbären, Bartrobben und Walrosse zu sehen.
Montag, 6. August
Nun haben wir Kurs auf Franz Josef Land genommen.
Ein ruhiger Tag ohne Landgänge oder sonstiger „Outdoor“-Unternehmungen. Trotzdem hält dieser Tag etwas Besonderes für uns bereit: Grönlandwale! Laut Zählungen gibt es nur 100 Tiere davon in der Karasee und gleich fünf bekommen wir zu Gesicht.Sogar ein kleiner Rabauke ist mit dabei.
Dienstag, 7. August
Wir sind nach wie vor nach Franz Josef Land unterwegs. Da es sonst nichts zu sehen gibt, fotografiere ich Vögel. Eigentlich Speicherplatzverschwendung. Meine Fotoausrüstung ist dafür weniger geeignet. Zu lichtschwach sind meine Objektive. Trotzdem gibt es ein paar nette Motive, so kämpft eine junge Dreizehenmöwe mit einem quer im Schnabel liegenden kleinen Fisch. Verzweifelt versucht sie ihn im Flug so herum zu schupsen, dass sie ihn endlich hinunter schlucken kann. Mehrmals verliert sie ihn in der Luft, kriegt ihn wieder, verliert ihn erneut. Bis, ja bis er dann endgültig in den Fluten verschwindet. Zum Nachteil beider. Der Fisch hat die Prozedur sicher nicht überlebt und die Möwe nichts zu fressen. Vielleicht bin ich die einzige Nutznießerin, denn ich konnte ein paar nette Fotos schießen.
Gegen 22 Uhr erreichen wir die Insel Wilczek Land. Theoretisch stehen wir vor einer kilometerlangen Gletscherabbruchkante. Naja, auch praktisch, nur sehen wir sie nicht. Der Nebel lässt uns keine Chance. Stilles Grau über einer öligen See. Ein paar Eisbrocken zeichnen Ringe in die Wassermonotonie. Dann ist auch das vorbei.
Mittwoch, 8. August
Als ich aufwache, sehe ich die Wilczek Insel mit einem wunderschönen Eisberg davor. Ziel unserer Anlandung ist das Grab von Otto Krisch auf einer ausgesetzten Felsklippe. Zuerst geht es zum Kap Orgel. Von dort aus wandern wir ca. eine dreiviertel Stunde über matschigen Tundraboden zur letzten Ruhestätte vom Maschinisten der Payer-Weyprecht-Expedition, der an Schwindsucht und Skorbut gestorben und hier beigesetzt worden war.
Selten liegt ein Grab in so eindrucksvoller Landschaft.
Wir halten kurz inne, dann erst wechseln wir uns auf dem schmalen Platz um das Grab ab.
Der Rückweg ist ebenso beschwerlich wie der Hinweg. Manche überfordert es, rutschen aus und stürzen im Matsch.
Am Nachmittag fahren wir zum Kap Tegetthoff weiter. Bald sitzen wir wieder in den Zodiacs und fahren an diesen markanten Felsnadeln vorbei.
So flach der Sandstrand auch scheinen mag, die brechenden Wellen machen dem Landetrupp ordentlich zu schaffen.
Nach ein paar Schritten am Strand entlang, beginnt eine weitflächige Ebene mit einer erstaunlich bunten, arktischen Pflanzendecke.
Er ist voll mit arktischem Mohn, verschiedenen Moosen, Graspölstern und Steinbrecharten. Sie wachsen so dicht, dass ich gar nicht weiß wie gehen soll, dass ich diese filigranen Pflänzchen und Blumen möglichst wenig strapaziere.
Es ist ein kleiner Rundweg, der am Ufer wieder zurückführt. Dort angekommen, bricht die Sonne fahl durch und zaubert wunderschöne Lichtstimmungen auf den mit Eisblöcken gespickten Strand.
Nun geht es weiter nach Norden. Auf dem Weg zur Stoliczka-Insel fahren wir durch den Österreich Sund an der Wr.Neustadt-Insel vorbei. Anfangs noch nebelverhangen, zeigt sie sich doch im Laufe unserer Passage. Eine wirklich schöne Insel! Schade, dass sich keine Steirer an der Expedition beteiligt haben. Eine Graz-Insel hätte sich auch gut gemacht...
Donnerstag, 9. August
Zodiac Tour zu einer sehr großen Walross-Kolonie. Die Tiere sind echt spektakulär. In riesigen Horden jagen sie durchs Wasser. Kommen mal näher, um dann wieder kehrt zu machen. Das Wasser kocht fast, wenn die Tiere durch Wasser stieben. Das Schnauben der Tiere brennt sich ins Gehör. Meine Kamera glüht. Die Säuger sind schnell. Im wackelnden Zodiac, eingeklemmt zwischen den anderen Mitreisenden, ist es schwer abzuschätzen, ob die Fotos überhaupt gelingen. Ziemlich anstrengend das Ganze.
Am Nachmittag umrunden wir die Payer Insel, fahren durch den Backs-Kanal zwischen der Karl-Alexander- und der Jackson-Insel.
Kilometerlange Gletscherkanten begleiten uns. Die Formen und Strukturen sind nicht enden wollend. Unmöglich, sich daran satt zu sehen.
Unser Ziel ist die Rudolf-Insel. Sie ist die nördlichste Insel des Archipels Franz Josef Land. Nun macht sich der Tag, den wir durch das Weglassen von Servernaja Semlja gewonnen haben, bezahlt.
Freitag, 10. August
Wir nehmen 82° Nord in Angriff. Es ist nebelig, See-Eis ist noch immer keines zu sehen. „Klimaerwärmung schau oba!“ Schon erschreckend; zwischen all diesen Inseln gibt es lediglich Eisbrocken und ein paar größere Eisberge. Manche davon sind wirklich schön. Vom Meer-Eis aber - keine Spur.
Endlich wird die Sicht besser und blauer Himmel zeichnet sich ab.
Bei 82° Nord ertönt das Schiffs-Typhon. Wenig später stoßen wir auf ein Treibeisfeld, in der Hoffnung auf einen Bären fahren wir näher.
Naja, wer sagt´s denn. Kaum sind wir dem Treibeis nahe genug, meldet einer der Passagiere auch schon einen Eisbären.
Zuerst schaut er uns erstaunt an. Sein Interesse lässt dann aber sehr schnell nach. Zum Gefressen werden sind wir ungeeignet und als Gefahrenquelle hat er uns abgehakt. Also trottet er gemütlich übers Eis. Schnüffelt da, versucht eine vermeintliche Eishöhle einzudrücken dort. Dann wieder zeigt er uns, was wir ihn können, indem er uns etwas sch… Großes Gelächter am Schiff.
Inzwischen ist der Bär wieder ins Wasser abgetaucht.
Viel zu früh verlassen wir diese Breiten, um zur Rudolf Insel zurück zu kehren.
Auf dem Rückweg zur Rudolf Insel hören wir plötzlich jemanden rufen: „ Ein Eisberg, ein Eisberg!“ Ein anderer: „Aber nein, ein Eisbär, ein Eisbär“ „Blödsinn, ein Eisberg, ein Eisberg!“ „Doch da ist ein Eisbär auf einem Eisberg!“ Tatsächlich, da klettert ein Eisbär auf einem wunderschönen tiefblauen Eisberg herum. Das ist aber jetzt wirklich eine Sensation! Eisbären pflegen sich eher auf flachen Trebeisfeldern herumzutreiben. An Land kann es schon vorkommen, dass Bären auch Berge überqueren, aber auf Eisberge klettern, das ist auch die Biologen an Bord neu. Anfangs scheint er in einer Eisspalte geschlafen zu haben. Verdutzt lugt er daraus hervor und trottet dann auf die Terrasse im „Erdgeschoß“. Er gähnt uns lang und breit an. Um unser Schiff besser mustern zu können, klettert er schließlich weiter auf die „Dachterrasse“. Ich muss fast bis aufs oberste Deck hinauf hetzen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Währenddessen umkreisen wir diesen Eisblock mehrmals. Erst auf dem GPS-Plotter, der unsere gefahrenen Kurse aufzeichnet, kann ich erkennen, was für ein geniales Gefährt dieser Eisbär erklommen hat. Denn unsere Umkreisungen sind spiralförmig nach Nordosten versetzt, genau in die Richtung, die der Eisberg driftet. Früher oder später wird er mit seiner tierischen Fracht das Packeis und somit die Jagdgründe des Bären erreichen. Übrigens, auf Grund des Identifikations-Chaos am Anfang der Sichtung wurde ein neues Wort kreiert: „Der Eisbärg“.
Als sich die Aufregung wieder einigermaßen gelegt hat, geht es weiter zum nördlichsten Punkt des Franz Josef Lands, das Kap Fligely. Eine kurze Vorbeifahrt muss genügen, wir haben noch viel vor.
Wieder bei der Teplitzbucht angekommen, ist an eine Anlandung nach wie vor nicht zu denken. Aber eine Zodiac Tour zur Gletscherkante ist angedacht. Schnell umgezogen und zur Seitenpforte, wo die Schlauchboote schon warten. Zuerst besuchen wir noch einen schönen blauen Eisblock, der im Wasser treibt. Er muss sich schon mehrmals gedreht haben. Obwohl alle seine Seiten zerfurcht sind, wirken sie trotzdem wie glattpoliert.
Weiter geht es an der Gletscherkante entlang. Manchmal, wenn ein Wellental besonders tief ist, sieht man, wie weit sich das Eis über das Wasser geschoben hat. Irgendwann wird wieder ein Stück vom Gletscher abbrechen und ein neuer Eisberg ist geboren. Deshalb schippern wir auch in einem respektvollen Abstand daran vorbei. Hat am Anfang der Tour der Nebel für zauberhafte Stimmungen gesorgt, bricht sich jetzt die Sonne Bahn. Wie in Murmansk gibt es plötzlich vereinzelt angestrahlte Stellen auf den Inseln. Sonnenflecken der anderen Art. Ich versuche all diese schönen Eindrücke in mich aufzusaugen und zu bewahren. Was für ein Tag!
Samstag, 11. August
So gegen 2 Uhr früh passieren wir bei traumhafter Mitternachtssonne das Kap Nansen an der Westseite
der Jackson Insel.
Bei bedecktem Himmel kommen wir am Morgen in der Tichaja-Bucht an. Dort gibt es eine 1929 gegründete und nach 1959 nicht mehr bewohnte russische Station. Ursprünglich diente sie als Wetterstation, doch stellte man bald fest, dass die dort ermittelten Messwerte für den Archipel nicht repräsentativ waren. Dennoch galt diese Station lange Zeit als Brückenkopf zum Nordpol. Selbst eine Landebahn war hier gebaut worden. Mit der Entstehung des Nationalparks wurde Tichaja wieder interessant. Seit ein paar Jahren wird die relativ große Siedlung aufgeräumt. Einige Gebäude sollen restauriert werden und als eine Art Freilichtmuseum einem neuen Zweck dienen.
Es ist wie eine Zeitreise, zwischen all diesen Gebäuden herumzuschlendern. Von den Bärenjägern abgesichert, konnten wir es gefahrlos tun. Die vier Bewohner der Station können nur schwer bewaffnet ins Freie gehen. Dass das keine Hysterie ist, sehe ich an einem toten halb ausgewachsenen Eisbären, der mitten in der Station liegt. Durch die Kälte ist sein Körper mehr ausgetrocknet, als verwest. Wie schlafend liegt er da.
Ich gehe weiter durch das weit verstreute Gerümpel, das noch sortiert und aufgeräumt werden muss. Ein Teil der Station ist ja schon bereinigt. Riesige Säcke mit Schlaufen für Helikoptertransporte stehen aufgereiht, um weggebracht zu werden.
Ein altes Windkraftwerk steht da vor mir. Der Mast steht zwar noch, aber nur mehr ein Rotorblatt hängt traurig vom Gerüst herunter. Die anderen liegen völlig zerstört am Boden. Ein schwerer Sturm soll das damals angerichtet haben.
Ich gehe weiter zu einer großen Halle, wo noch Kettenfahrzeuge stehen, eine weitere ist mit einem riesigen Schneeberg gefüllt. Dazwischen liegen überall Drähte, Holzlatten, und Fragmente irgendwelcher Gerätschaften umher.
Oberhalb der Siedlung gibt es eine Geröllhalde. Zwischen den riesigen Steinblöcken nisten Krabbentaucher. Es ist sehr interessant wie sie mit ihren vollen Kropf landen, in den „Bruthöhlen“ zwischen den Steinen verschwinden und „schlank“ wieder herauskommen.
So schwer die Steine auch aussehen mögen, Eisbären macht es kaum Probleme, sie mit ihren kräftigen Tatzen beiseite zu rollen und die Nester zu plündern.
Nach diesem überaus interessanten Besuch, fahren wird die Bucht aus, um zu einem nahe gelegenen imposanten Vogelfelsen zu kommen.
Vorerst entdecken wir aber noch einen Eisbären, der eine Geröllhalde durchsucht hat, nun aber mit weit ausgebreiteten Pfoten am Bauch auf den Steinen liegt und versucht sich abzukühlen.
Der Rubinifelsen ist vulkanischen Ursprungs und fasziniert mich schon von weitem mit seinen Basaltsäulen.
Als wir näher kommen, sehen wir auch schon die Vögel, die zu tausenden die Fels-Nischen bewohnen. Nest an Nest reiht sich da, brav nach Vogelart sortiert - horizontal. Sieht man von oben nach unten, kann man gut erkennen, dass sich jede Art ihr eigenes „Stockwerk“ ausgesucht hat.
Der Himmel ist erfüllt vom Schreien der an- und abfliegenden Vögel. Meist brauchen die Tiere nicht sehr weit zu fliegen, das Meer ist hier reich an Fischen, Tintenfischen, Plankton und anderes mehr.
Trotzdem kommen hier Jungtiere schnell zum Handkuss.
Betroffen beobachte ich, wie eine Raubmöwe auf dem Wasser ein Küken verspeist. Aber - jeder möchte leben…
Sonntag, 12. August
Kap Heller auf Wilczek-Land wird besucht, auf dem noch die Überreste des Forts McKinley zu sehen sind. Eigentlich sind nur mehr ein paar Steinmauern übrig. „Bewohnt“ war dieses Depot von zwei Norwegern, die im Jahre 1998/99 die Vorräte für die Wellmann-Expedition zu bewachen hatten und die Hunde füttern mussten. Sie selbst durften kaum auf die Vorräte zurückgreifen.
So hatten sie so gut wie keine Möglichkeit, die Hütte zu heizen.
Einer der beiden schaffte die Überwinterung nicht. Er rang aber von seinem Kameraden das Versprechen ab, ein ordentliches Grab zu bekommen. Da das im Winter nicht möglich war und er den toten Körper nicht den Eisbären überlassen wollte, ließ er ihn im gemeinsamen Schlafsack liegen.
Brrr - was für eine Vorstellung!
Heute kann man das Grab von Bernt Bentsen besuchen, ebenso einen Gedenkpflock an der Spitze des Kaps.
Die tiefen Kerben im Pflock, die bis über drei Meter hinauf reichen, zeigen auf eindrucksvolle Weise, welch mächtige Eisbären diese Gegend durchstreifen.
Kurios sind auch die sogenannten Eiskeile im Permafrostboden. Lange und zum Teil recht tiefe Rinnen durchziehen den Tundraboden. Sie entstehen ausschließlich durch Heben und Senken der immer wieder gefrierenden und auftauenden Bodenschichten.
Weiter geht es durch den Ermak Sund zur Champ-Insel.
Am Kap Triest warten wir schon begierig, endlich diese berühmten Steinkugeln zu sehen. Einige Geoden sind von wahrlich stattlicher Größe. Ihr Durchmesser beträgt 2m und mehr.
Dann wieder gibt es wieder Miniaturausgaben in Murmelformat, die keinen Zentimeter groß sind. Manche liegen frei, manche halb vergraben, manche exakt rund, andere wieder oval oder gar ausgebeult, unversehrt oder zerbrochen. Fantastische Fotomotive tun sich hier auf.
Vier Stunden dürfen wir hier sein, da es keine Limits gibt, was die Anzahl der Leute auf der Insel betrifft.Eine andere Einschränkung gibt es allerdings; wir dürfen keine Geoden, und seien sie noch so klein, mitnehmen.
Ist schon eine Herausforderung, seinen Sammeltrieb einzubremsen, aber meinen Jagdtrieb in Punkto Fotos kann ich ja ungehemmt ausleben.
Als wir von diesem wundersamen Ort wieder wegfahren, wird das Wetter immer besser und besser. Föhnlage stellt sich ein, reißt die Wolkendecke auf. Die tiefstehende Sonne bricht durch und kämpft mit den Nebelschwaden. Eine Durchsage des Kapitäns: Wir hätten zwar nicht weit zu unserem nächsten Ziel morgen Früh, aber die Landschaft sei derart schön, dass er sie „erfahren“ wolle. Also gleiten wir an kilometerlangen Gletscherkanten und beeindruckenden Tafelbergen vorbei, umrunden die Wiener-Neustadt-Insel und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Bis weit nach Mitternacht bleibe ich im Club und kann das Fotografieren nicht lassen.
Montag, 13. August
Ursprünglich wollten wir zum Kap Flora auf der Northbrook-Insel. Doch leider ist die Küste dort sehr ausgesetzt. Obwohl wir wirklich gutes Wetter haben, steht ein unbezwingbarer Schwell auf die Küste. Eine Anlandung ist unter diesen Umständen leider nicht möglich. Wir sind in guter Gesellschaft. Schon viele Versuche, hier an Land zu kommen und die einzigartige Flora und einen beeindruckenden Vogelfelsen zu bewundern, sind gescheitert.
Weiter geht es zur nahe gelegenen Bell-Insel. Dort finden wir auf der windabgewandten Seite des Kap Eira Schutz vor der Dünung und können anlanden.
An Walrossen vorbei geht es zu einem etwas steileren Schotterstrand. Obwohl geschützt, ist die Anlandung schwierig; mit dem Endergebnis, dass mein linker Stiefel nass wird. Schnell merke ich, wie die Kälte nach meinen Zehen greift. Aber durchs Gehen ist das bald kein Thema mehr. Wie war das aber früher und im Winter bei minus 20°C. Da konnte so ein Missgeschick schnell mal die Zehen kosten...
Das Gebiet hier ist sehr flach und weitläufig. Nur ein Berg ragt aus dieser Insel hervor und das ziemlich markant. Mit einiger Fantasie erinnert die Silhouette an eine Glocke, deshalb auch der Name Bell Island.
Hier gibt es das älteste Gebäude des Franz Josef Lands. Eira Cottage wurde 1881 vom Engländer Leigh-Smith als Winterquartier errichtet. Leider konnte er die Hütte nicht nutzen. Denn als er eine kurze Expedition zum Kap Flora unternommen hatte, wurde sein Schiff dort vom Eis zerdrückt. Ein Erreichen der Bellinsel war nicht mehr möglich. So mussten er und seine 24 Kameraden in einer Notunterkunft überwintern, während die Hütte leer stand. Sie ist nach 131 Jahren noch immer in einem erstaunlich guten Zustand, betreten dürfen wir sie allerdings leider nicht.
Trotzdem gibt es Interessantes zu entdecken. Wie zum Beispiel die Versteinerung eines prähistorischen Wurms, einen sogenannten „Polychet“.
Ich genieße die Möglichkeit, auf der Insel herum zu spazieren. Großräumig ist das Areal abgesteckt, das wir erkunden dürfen. Denn nach wie vor muss mit Eisbären gerechnet werden. Es ist ein wunderbarer Tag, fast frühlingshaft wirkt er auf mich, nach dem vielen Eis der letzten Tage. Umso mehr tut der Abschied weh, von hier weg zu müssen. Zum letzten Mal ins Zodiac und zum Schiff zurück, zum letzten Mal die Stiefel waschen. Nun muss ich die warme Kleidung wegpacken.
Langsam wird die Skyline, wie es so schön neudeutsch heißt, schmaler und verschwindet schließlich ganz hinter dem Horizont bis nur mehr Wasser zu sehen ist.
Nun geht es zurück nach Murmansk und in Breiten, wo die Nächte wieder Nächte sind.
Mittwoch, 15. August
Nach einem wellentechnisch eher unruhigen Tag, nähern wir uns der Kola-Halbinsel. Fast ein weiterer Tag auf See steht uns bevor, diesmal ist das Meer ruhiger, die Lebensgeister auf dem Schiff sind wieder da. Erst am späteren Nachmittag ist die Küste um den Kola-Fjord zu sehen.
Im Abendlicht und bei fast blauem Himmel fahren wir hinein. Diesmal wirkt die Gegend nicht ganz so trostlos, dafür sind aber auch die Umweltsünden deutlich sichtbarer.
Als wir schließlich Murmansk erreichen, legen wir nach fast 3 Wochen zum ersten Mal wieder an einer Pier an. Bei Sonnenschein macht diese Stadt einen fast freundlichen Eindruck.
Donnerstag, 16. August
Von drei möglichen Ausflügen habe ich mich für die Besichtigung der „Lenin“ entschieden. Dieses Schiff war der erste atomgetriebene Eisbrecher, den die Sowjets bauten. Er war von 1956 bis 1986 in Betrieb. Danach wurden die Brennstäbe und der Reaktor ausgebaut. Seither dient das Schiff als Museum, das allerdings die Russen nicht gerne hören, weil die „Lenin“ noch als aktives Schiff in der russischen Flotte geführt wird.
Es ist eine kurze Fahrt mit dem Bus durch das Hafenviertel von Murmansk. Wuchtig liegt der Eisbrecher vor uns. Klar, dieses Schiff tauscht keine Zärtlichkeiten mit dem Meer aus.
Wir gehen die Gangway hinauf und landen vor einem Laden für Souvenir Artikel. Dahinter fragt eine resolute Dame, ob wir etwas kaufen wollen. Niemand reagiert. Ehe ich mich versehe, fällt der Rollladen wie ein Fallbeil krachend herunter. Kurz danach taucht sie neben uns auf und stellt sich als unsere Führerin vor. Sie erzählt in Russisch, was anschließend von unserer Reiseleiterin ins Deutsche übersetzt wird.
Es ist in jeder Hinsicht eine Zeitreise in die 50er Jahre. Das Schiff ist riesig, tausend Kabinen soll es hier geben. Die Gänge, Möbel, Wände, der Boden alles ist in Beige- und Brauntönen gehalten. Obwohl es im Kommunismus offiziell ja keine Klassenunterschiede gegeben hat; hier sah man schnell, wo die Offiziersmesse und wo die Räumlichkeiten für die übrige Mannschaft waren. Flügel da, Piano dort, offener Kamin und Tische mit Schachbretteinlegearbeiten da, Kino und angeschraubte Sessel dort.
Über allem Bilder und Skulpturen von Lenin und Huldigungen an den Kommunismus.
Die Technik spiegelt eine Zeit wieder, die kaum mehr nachvollziehbar ist. Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, mit welch „primitiven“ Apparaturen aus heutiger Sicht eine solch gefährliche Energie kontrolliert wurde. Wer weiß, wie oft hier Störfälle gerade noch gemeistert worden waren.
Der Maschinenraum ist riesig. Ein Wirrwarr an Rohren und Leitungen durchziehen die Schiffsräume. Tief unter uns die großen Turbinen, die den kochenden Dampf aus den Reaktoren, in Bewegungsenergie umwandelten und auf die Antriebswellen übertrugen.
An Hand eines Models wird das Wirkungsprinzip eines Reaktors dargestellt. Soweit die Theorie. Ein Deck tiefer, die Realität eines Reaktorraums. Stillgelegt zwar, aber immer noch strahlend.
Über eigene schwere mit Panzerglas verkleidete Luken kann ich einen Blick in den Reaktorraum werfen.Puppen, gekleidet wie damals jene Arbeiter, zeigen, wie früher Techniker diese Energien im Zaum zu halten versuchten.
Irritiert entdecke ich einen aufgehängten Brennstab über mir. Er wird ja wohl nur eine Attrappe sein, versuche ich mich zu beruhigen. Mir ist das alles nicht ganz geheuer.
Weiter geht es ins Spital, das nach damaligen Maßstäben das Non plus Ultra gewesen sein musste. Es gibt ein Röntgengerät, einen Operationssaal, eine Bettenstation, ein Zahnarzt-Ambulatorium. Ja sogar ein eigenes Labor ist hier zu finden.Trotzdem, aus heutiger Sicht sieht das alles nicht mehr sehr vertrauenserweckend aus.
Endlich auf der Brücke. Sie ist riesig, wie das ganze Schiff. Durchatmen! Auch hier 50er Jahre Flair. Was mir sofort auffällt, sind die vielen Telefonhörer, die an den Wänden hängen. Sieht irgendwie nach Hektik aus.
Es gibt je drei Steuerkonsolen für die drei Schiffsschrauben. Ob sie sich immer einig waren,
wer wo wieviel Gas geben darf?
Kurios der Steuerstand in der Mitte. Sieht fast wie ein halbrundes Holzfass aus. Ich stelle mich hinein und merke sofort, wie genial diese Konstruktion ist. Soviel Seegang kann es gar nicht geben, als dass man hier nicht sicher und vor allen stabil steht und sich ganz aufs Steuern konzentrieren kann. Beeindruckend!
Freitag, 17. August
Nordkap, die letzte Station unserer Reise. Das Wetter im Ort Honnigsvåg hier unten ist sonnig, aber schnell heißt es, am Kap herrschen andere Bedingungen. Die Busfahrt von einer Stunde zeigt schnell, was gemeint ist. Bald stecken wir im dichten Nebel. Ich war noch nicht am Nordkap, sollte mich nun das Wetterglück verlassen? Beklagen darf ich mich ja nicht. Wieviel davon hatte ich auf dieser Reise schon konsumiert.
Aber auch heute scheint mir das Wetterglück hold. Der Nebel hat sich gehoben, nicht viel, aber doch soweit, dass ich darunter auf das Meer blicken kann. Beim Besucherzentrum angekommen, stelle ich fest, dass wir die einzigen Besucher sind. Wo sich sonst tausende Menschen tummeln, war überall Leere.
Langsam, fast ehrfürchtig nähern wir uns dem Globus, dem Symbol des Nordkaps. Schnell einigen wir uns, dass wir uns gegenseitig allein vor der Weltkugel fotografieren.Das klappt recht gut und so kommen wir zu Andenkenfotos, die kaum jemand sonst von sich hat.
Bei der Rückfahrt besuchen wir noch kurz einen Samen, der in der Gegend Rentiere züchtet und eines als quasi Schauobjekt dabei hat. Das Tier tut mir leid wie es angebunden so da steht, aber wenigstens anfassen darf es niemand.
Am frühen Nachmittag starten wir nun zum endgültig letzten Abschnitt unserer Reise - zurück nach Tromsö. Der Himmel ist wieder wolkenverhangen, aber das Kap ist frei.Wir fahren einen kleinen Umweg, um den Steig zu sehen, auf dem sich früher Besucher hinauf gequält hatten als es noch keinen Zugang über Land gab.
Samstag, 18. August
Wieder zurück in Tromsö liegt die Bremen an der Pier, als ob sie nie weg gewesen wäre. Für mich ist die Reise zu Ende, aber nicht vorbei. Da haben sich in den letzten Wochen so einige Fotos angesammelt, die gesichtet und bearbeitet werden wollen. Ich freue mich darauf, kann ich doch auf diese Weise all die tiefen Eindrücke noch einmal Revue passieren lassen.